Ein Narr auf der Narrenspitze: oder wie ich für 1100hm sieben Stunden brauchte
Zeit: 11h 24min | ↗ : 1484 hm | Distanz: 25,66 km | Gipfel: 6
Beschreibung
Voll entschlossen fahre ich heute mal wieder in Richtung Oberwölz, um mir eine richtig ausgiebige Tagestour zu gönnen. Ich will heute zwei Gratausläufe der Wölzer Tauern auf einmal begehen.
Ich parke also am Parkplatz "Schöneben" (Greim), denn da will ich wieder runter kommen.
Die Morgensonne strahlt, so auch mein Gemüt.
Ich gehe fürs Erste die Straße wieder ein Stück zurück, auf der ich rauf gefahren bin.
Ich will zuerst rüber auf den anderen Grat.
Ich folge dem Taferl "Zirbeneck".
Hier in dieser Kurve geht es nun rechts nach oben, über das Zirbeneck und dem Sandkogel zum Greim,
oder links nach unten. Der Markierung folge ich, bis ich zu einem Stacheldrahtzaun gelange.
Ich überwinde diesen und versuche weiter am Grat zu bleiben.
Diese Hütte kommt mir sehr gelegen. Da muss es wohl auch eine Straße geben.
Auch da muss ich wieder über den Zaun.
Hier meine geplanter Tourenverlauf, fürs Erste.
Ich bleibe nun auf der Schotterstraße, bis diese ihren Anfang findet.
Ich schaue, wo ich am Besten zur nächsten Straße runter komme. Natürlich weglos.
Auf dieser Straße bleibe ich nun ein Weilchen.
Ich halte mich an den Straßenverlauf, bis dieser zum Schluss in die Almwiese der unteren Rettlhütte mündet.
Nun muss ich mich meinem nächsten Problem stellen. Dem Feistritzbach.
Ich halte schon ein Weilchen Ausschau, ob sich irgendwo eine guten Gelegenheit bietet.
Ich finde keine und beschließe meine Schuhe auszuziehen und durch den Bach zu waten.
Gesagt getan. Ich ziehe meinen ersten Schuh aus, hänge ihn per Karabiner an meinen Rucksack-Bauchgurt. Mache das Selbe mit dem andren... oder auch nicht und schwupp landen beide Schuhe im Wasser. Ich kann sie gerade noch erwischen, bevor die Strömung sie davon trägt.
Na bravo... da hätte ich sie auch gleich anlassen können. Sowas kann auch wieder nur mir passieren. Gott sei dank sind sie mir nicht davon geschwommen!
Auf der anderen Seite des Bachbettes mache ich eine kurze Pause und wringe erstmal meine Socken aus, dich ich in die Schuhe gestopft hatte. Lachen muss ich auch noch. So ein "schaß". 🙊
Nun gut. Hilft ja nicht. Muss ich halt mit nassen Füßen weitergehen. Von hier aus habe ich auch keinen Weg und bahne ihn mir den Hang hinauf, bis zur nächsten Straße. Auch dort kürze ich bei nächster Gelegenheit, weglos noch eine Straße höher. Dort halte ich mich links.
Nach der nächsten Kurve sehe ich eine Harvesterspur links hinauf. Die nehme ich und gelange direkt zum
Baierndorfer Berg (1762m)
Mittlerweile ist es 11:30 Uhr und mache mich auf den Weiterweg zum Mirzlzinken.
Ab hier sollte ich keine größeren Schwierigkeiten mehr bis zur Hornfeldspitze haben.
Ich folge Steigspuren nach unten...
... auf den Falzboden.
Nun beginnt der Anstieg auf den Mirzlzinken.
Wenn man glaubt, dass man es geschafft hat, dann hat man sich getäuscht.
Noch ein Stückchen weiter darfs bergauf gehen.
Heute ist kein guter Tag. Meine Kondition lässt mich wieder mal im Stich.
Mirzlzinken (1976m)
Nach einer kurzen Pause geht's erstmal gemütlich über das Seefeld.
Ich habe immer noch Steigspuren.
(Blick zurück)
Auch Enzian und Preiselbeeren zieren meinen Weg.
Noch habe ich ein paar Meter bergauf. Gefühlt habe ich mein Höhenmeterkontingent für heute bereits ausgeschöpft, dabei habe ich noch nicht einmal die Hälfte. In etwa 700hm sind es bis hier.
Ameiskopf (2245m)
Mittlerweile ist es bereits 14:30 Uhr.
Keine Ahnung, wie ich meine Tour heute noch schaffen soll.
Der Nächste ist die Narrenspitze. Rechts, die schwarze Pyramide im Hintergrund, der Hochstubofen.
Mir wird beim rüber schauen schon ganz anders.
Vielleicht habe ich mir heute doch zu viel vorgenommen.
Nicht nur vielleicht! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir heute zu viel vorgenommen habe.
Ein Sprichwort besagt: "Übermut tut selten gut"! 🙈
Sehr motivierende Worte, die mir da durch den Kopf gehen.
Ein wenig Blockgestein muss noch überwältigt werden, ...
bevor ich die letzten Höhenmeter noch überwinden muss.
Narrenspitze (2336m)
Mein höchster Punkt heute.
Da draußen ist die Hornfeldspitze.
Leicht über den Sölkpass zu erreichen, aber warum einfach, wenn es auch kompliziert gehen kann.
Und noch mehr Enzian.
Ich schaue mich bereits um eine andere Abstiegsvariante um,
aber zuerst noch weiter am Grat entlang.
Aarfeldspitze (2284m)
Von hier aus sollte der Gratübergang auf den Hochstubofen beginnen.
Ich schaue runter... sehe aber keine Möglichkeit ohne fortgeschrittene Kletterkenntnisse hier hinunter zu kommen.
Wieder herunten, sehe ich ein Steinmännchen, ...
welches offenbar den Weg da hinunter weist.
Peter Holl (Niedere Tauern: ein Führer für Täler, Hütten und Berge) schreibt: "Nun stellenweise I (nicht gesichert) in nordöstl. Richtung am Kamm absteigen in eine Einsattelung vor dem W-Grat des Hochstubofens. Weiter unschwierig über diesen zum Gipfel. (1h. von der Aarfeldspitze)
Irgendwie ist da weiter unten auch kein Gehgelände in Sicht. Ich glaube nicht, dass ich heute noch über diesen Grat will. Ich würde auch vermutlich auch länger als 1h brauchen.
Ich gehe diesen erstmal zu Ende.
Hornfeldspitze (2277m)
Tja, immer läuft es leider nicht so, wie man will.
Ich mache mal eine Pause! Also ob ich nicht schon genug Zeit vertrödelt habe.
1100 hm in sieben Stunden ist wahrlich nicht meine Bestleistung. 🥵
Wenn ich auf meine Uhr schaue und dann noch zugleich rüber zum Hochstubofen usw., dann weiß ich bereits jetzt was ich zu tun habe. Des Weitern bin ich alleine unterwegs.
Ich habe mir den Grat weniger zackig vorgestellt. Vielleicht ist er auch gar nicht so schlimm wie er aussieht, aber dafür wird mir die Zeit zu knapp. Bergauf bin ich heute keine Rakete. "War ich das schon jemals?", frage ich mich. 😅 Und mögen tu ich auch nicht mehr.
Ich bleibe lieber länger hier oben in der Sonne sitzen und genieße die warme Herbstluft und die Aussicht.
Ich werde mir einen Abstieg in das Feistritzbachtal suchen.
So schlecht haben die steil abfallenden Grashänge nach der Narrenspitze nicht ausgesehen.
Es gibt Tage da verliert man. Zuerst die Schuhe im Bach, dann der mühsame Aufstieg und der noch kommende abenteuerliche Abstieg. Diese Variante der Gratbegehung war einfach hirnrissig und eine komplette Fehlentscheidung. Viel leichter/besser wäre es vom Katschtal aus gewesen, könnte ich mir vorstellen. Naja, sich ärgern bringt jetzt auch nichts.
Mittlerweile 17:00 Uhr. Schön langsam sollte ich los marschieren.
Wieder zurück in Richtung Narrenspitze, (vl: Aarfeldspitze, unbekannt, Narrenspitze).
Ich denke, dass es kurz vor der Narrenspitze, die bessere Entscheidung wäre, abzugsteigen.
Hier nochmal der Grat von der anderen Seite. Vielleicht ein anders Mal, mit Begleitung.
So, da gehe ich jetzt hinunter.
Schaut ziemlich flach aus, ist es aber nicht.
Steilheit kann man auf Bildern nicht festhalten.
Ich muss sehr aufpassen wo ich, in der mit Schotter bestücken Wiese, hin steige.
Ausrutschen will ich hier nicht.
Da unten entspringt der Feistritzbach.
(Blick zurück)
Dort muss ich hin. Da fängt die Straße an, die mich in Richtung Parkplatz bringen soll.
Eine Stunde hab ich nun hier runter gebraucht. Ca. 400hm im Abstieg. Ich bin generell kein Freund von steilen Grashängen. Noch weniger, wenn sie mit Steinen bestückt ist. Ich hatte noch nie wirklich Vertrauen zum Gras. Da rutscht man leichter weg, als am Fels.
Viel zu weit links halte ich mich und muss mich da auch noch durch Almrausch- und Schwarzbeerstauden kämpfen.
Ich habe mich noch nie so gefreut wie heute, dass ich auf einer Straße zurück gehen kann.
Ich habe allerdings noch knapp 6 km bis zum Ziel. Bis dahin ist es finster. 19:00 zeigt meine Uhr.
(Blick zurück)
Hier gibt es viele Hochsitze. Ich hoffe, ich treffe keinen Jäger, der mich aufklären will, dass ich um diese Zeit hier nichts mehr zu suchen habe, denn das weiß ich. Das war auch so nicht geplant von mir.
Um 20:30 bin ich dann wieder retour am Parkplatz und genehmige mir noch einen guten Tropfen aus dem Brunnen.
Trotz meines Fehlgehens heute, poste ich die Tour. Nachgehen kann man, sollte man aber nicht!!
Ich will damit sagen, wer diesen Grat begehen will, sollte sich besser eine andere Route zusammen basteln.
PS: Beim Aufbereiten meiner Tour habe ich in der Kompass-Karte einen Jagdsteig weiter hinten entdeckt. Keine Ahnung, ob es dort eine bessere Möglichkeit gibt den Bach zu queren, bzw. ob der Steig (noch) existiert.
Für meine persönliche Gipfelchallenge... 😉
- Baierndorfer Berg (1762m)
- Mirzlzinken (1976m)
- Ameiskopf (2245m)
- Narrenspitze (2336m)
- Aarfeldspitze (2284m)
- Hornfeldspitze (2277m)
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